Lebe wohl, O Sonne, immer wiederkehrendes Licht,
Verbogener Gott der doch immer bleibt.
Er bricht nun auf ins Land der Jungend
Durch die Pforten des Todes,
Auf dem Thron zu verweilen, Richter über Götter und Menschen
Der gehörnte Führer der Scharen der Lüfte.
Doch, wie er ungesehen steht vor dem Kreis,
So wirket er auch im geheimen Samen –
Im frischgereiften Korn, im Samen auch des Fleisches;
Verborgen in der Erde, die wundervolle Saat der Sterne.
In ihm ist Leben, und Leben ist das Licht der Menschen,
welches niemals geboren ward, und niemals stirbt
Deshalb klagen die Weisen nicht, sondern frohlocken.



Wie wir hervorgehoben haben, sind die zwei Äquinoktien Zeiten des Gleichgewichts. Tag und Nacht stimmen überein, und die Gezeiten des Jahres fließen stetig. Doch während die Frühlingstagundnachtgleiche das Gleichgewicht eines Athleten verkörpert, der bereit ist vorzuschnellen, ist das Thema der Herbsttagundnachtgleiche jenes von Ruhe nach der Arbeit. Die Sonne ist im Begriff, ins Zeichen von Libra, der Waage einzutreten. In den Stationen der Göttin repräsentiert die Frühlingstagundnachtgleiche Initiation, die Herbsttagundnachtgleiche Erholung. Die Ernte ist eingebracht worden, sowohl Getreide als auch Früchte, dennoch ist die Sonne - obgleich milder und von minderer Glut - noch immer mit uns. Dem Symbolismus höchst angemessen, liegt es noch eine Woche vor Michelsmess, dem Fest von Michael, Erzengel des Feuers und des Lichtes, wenn wir anfangen müssen, ihrer Pracht auf Wiedersehen zu sagen.
Lughnasadh kennzeichnete die tatsächliche Getreideernte, doch in deren Opferaspekt; die Herbsttagundnachtgleiche markiert die Vollendung der Ernte und den Dank für den Überfluss, mit der Betonung der zukünftigen Wiederkehr jenes Überflusses.

Dieses Äquinoktium war die Zeit der Eleusinischen Mysterien, der größten Mysterien im alten Griechenland; und obwohl nicht alle Details bekannt sind, lag den Ritualen von Eleusis sicherlich ein Korn-Ernte-Symbolismus zugrunde. Als Höhepunkt soll man dem Initianten ein einzelnes Weizenkorn gezeigt haben, mit der Ermahnung: “In der Stille wird der Same der Weisheit gewonnen.“