Eine Triadengöttin, die aus den drei Göttinnen des Krieges, der Schlacht, des Todes, und der Zerstörung besteht: Badb , Macha und Neman. Auf den Schlachtfeldern nahm Morrigan die Form einer Krähe oder eines Raben an und flog kreischend darüber hinweg, um die Geister der gefallenen Krieger zu sich zu rufen. Ihr zu Ehren wurden die keltischen Kriegstrophäen – abgetrennte Köpfe – geopfert.

Über das genaue Wesen der keltischen »Königin der Mahre (Geister)«, wie ihr Name übersetzt lauten dürfte, sind sich die Gelehrten nicht recht einig. Die einen bezeichnen sie als Kriegsgöttin, die anderen als "negative Mutter-" oder Unterweltsgöttin, wieder andere als Leichenfressende Dämonin, »Schlachtfurie» oder »Seherin für Schlachtglück und -unglück><. Fest steht jedenfalls, dass sie eine mit Vorsicht zu behandelnde Dame ist.

Bei den kriegerischen Iren spielte Morrigan naturgemäß eine große Rolle, denn sie pflegte sich in jeden Kampf einzumischen und ihn mit Hilfe von Zaubersprüchen und anderen, mehr oder weniger magischen Mitteln nach ihrem Wunsch zu entscheiden. Sie ist es übrigens auch, die den Tuatha De Danann, den Gefolgscharen der Göttin Danu, einst zur Herrschaft über Irland verhalf.

Mit einem bestimmten irischen Helden allerdings, dem berühmten Cuchulainn, stand sie lange auf Kriegsfuß, und zwar werden dafür zwei unterschiedliche Gründe angeführt: Nach der einen Geschichte ging es dabei um eine einzige harmlose Kuh. Eines Morgens kam die Göttin in Gestalt einer rotgekleideten Frau in einem von einem einbeinigen Pferd gezogenen Wagen an Cuchulainns Haus vorbei; neben dem Karren marschierte ein gleichfalls rotgekleideter Riese, der eine Kuh vor sich hertrieb. Der noch schlafende Held hörte einen Schrei, fiel aus dem Bett und rannte pudelnackt aus dem Haus, um nachzuschauen, was es gab, worauf ihm seine Frau mit seinen Kleidern und Waffen hinterher stürzte. Nunmehr angezogen oder nicht, auf jeden Fall aber bewaffnet, erklärte Cuchulainn dem Riesen herrisch, alle Kühe in Ulster seien sein Eigentum, also möge er das Tier herausrücken und schleunigst verschwinden.
Darauf erklärte die verkleidete Morrigan nicht minder herrisch, sie sei eine Zauberin, die Kuh habe sie als Belohnung für ein Gedicht bekommen, und sie denke nicht daran, sie herzugeben. Auf Cuchulainns Verlangen hin trug sie das fragliche Gedicht zwar vor, doch der Held ließ sich dadurch nicht weiter beeindrucken und wollte sich schon mit gezücktem Speer auf die vermeintliche Zauberin stürzen, als Frau, Riese, Kuh und alles übrige verschwanden. Dafür aber saß auf einmal ein schwarzer Vogel auf einem Baum, und sofort wusste Cuchulainn, mit wem er es zu tun hatte. Eines der Lieblingstiere der Morrigan ist nämlich die Krähe, die Schlachtfelder bekanntlich ebenso gern frequentiert wie die Göttin selbst und in die sich diese daher mit besonderer Vorliebe verwandelt. In dieser Gestalt nun weissagte sie dem Helden ergrimmt, wenn das Kalb, das ihre Kuh gebären würde, ein Jahr alt wäre, würde er sterben. Anschließend beschrieb sie haarklein, wo und wie sie ihn angreifen und erlegen würde, worauf Cuchulainn ihr nicht minder ausführlich auseinandersetzte, wie er sich gegen sie zur Wehr setzen würde.

Die andere, dem Helden selbst und seinen Verehrern vermutlich weit liebere, weil typisch männliche Version lautet, Morrigan habe sich einst unsterblich in Cuchulainn verliebt, sich ihm als schöne junge Frau genähert und ihm diese Zuneigung gestanden. Als Draufgabe bot sie ihm außerdem all ihre Reichtümer und ihre Herden zum Geschenk an. Cuchulainn jedoch entgegnete ungerührt, es passe gerade nicht, weil er vor einem wichtigen Kampf stehe, und als sie ihm daraufhin ihre Hilfe anbot, lehnte er hochmütig ab. Das war natürlich ein zweifach unverzeihliches Vergehen. Die in ihrer Selbstachtung gekränkte Göttin stieß nun dieselben Drohungen aus wie in der Geschichte mit der Kuh, und eines Tages war es dann soweit.

Wie vorhergesagt, nahm Cuchulainn an einer Schlacht teil, die sich beidseits einer Furt abspielte. Morrigan wartete einen geeigneten Augenblick ab, als Cuchulainn im Wasser kämpfte, dann wand sie sich als Aal so um seine Füße, dass er hinfiel und von seinem Gegner verwundet werden konnte. Der Held schaffte es zwar, dem Aal die "Rippen" zu zertreten, aber Morrigan hatte sich inzwischen in einen Wolf verwandelt, der ihn in den Arm biss, worauf hin er dem Raubtier ein Auge ausstach. Schließlich nahm die Kriegsgöttin die Gestalt einer Kuh an, die Cuchulainn mit Wasser bespritzte, wofür dieser ihr ein Bein brach.

Keiner von den beiden konnte mithin den Sieg für sich beanspruchen, denn Cuchulainn war ebenso übel zugerichtet wie seine Widersacherin. Da Morrigan allerdings wusste, dass Wunden, die Cuchulainn geschlagen hatte, nur von ihm selbst geheilt werden konnten, verwandelte sie sich noch ein weiteres Mal — und zwar diesmal in eine alte Frau, die eine Kuh mit drei Zitzen mit sich führte. Der erschöpfte Held bat sie erwartungsgemäß um ein wenig Milch und dankte ihr nach jedem Zug mit einem Segen. Und kaum war die dritte Zitze gemolken, waren die Wunden der Göttin geheilt.

Morrigan war anschließend zwar nicht eigentlich besänftigt, doch die Tapferkeit des Helden hatte sie so beeindruckt, dass sie von weiteren Anschlägen auf sein Leben absah.
Auch dürfte sie seine Unempfindlichkeit gegenüber ihren weiblichen Reizen letztlich leicht verschmerzt haben, da sie eigentlich keinen Mangel an Liebhabern litt. Einmal überraschte sie beispielsweise der Gott Dagda, als sie gerade über den Fluss Unius gebeugt stand und sich wusch. Die beiden vereinigten sich miteinander, und seitdem kann sich Dagda bei allen Schlachten ihrer tatkräftigen UnterstÜtzung gewiss sein.