Text I:

„Medicina Dei“, medicus; (Tob 3,16f.; 5,4; 12,15). Der Engel Raphael wird nur im Buch Tobit erwähnt, das innerhalb des Alten Testaments zur Weisheitsliteratur zählt und wahrscheinlich erst im 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. in Palästina auf Aramäisch oder Hebräisch verfasst wurde. Das älteste erhaltene Exemplar liegt in griechischer Sprache vor; die römisch-katholischen und orthodoxen Versionen orientieren sich an der griechischen „Septuaginta“; in der jüdischen Bibel erscheint das Buch Tobit nicht, in der protestantischen Bibel zählt es zu den Apokryphen. 1955 wurden Teile des Buches auf Aramäisch und Hebräisch bei Qumran am Toten Meer entdeckt. Die Erzählung eines unbekannten Verfassers, die in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. nach dem Sieg der Assyrer über das Königreich Israel beginnt, handelt in der antiken assyrischen Hauptstadt Ninive (nachweislich 612 v. Chr. zerstört). Mit seinem Wandergesellen, dem von Gott „um zu heilen“ gesandten „großen“ Engel Raphael, macht sich der junge Tobias auf den Weg. „Raphael war ein Engel, aber Tobias wusste es nicht“ (Tob 5,4). Raphael beschützt Tobias vor dem Dämon Aschmodai. Er selbst gibt sich als einer der sieben Engel zu erkennen, die am Throne Gottes stehen und die Gebete zu ihm emportragen (Tob 12,15). Ein riesiger Fisch erschreckt Tobias am Tigris. Durch seinen Gesellen ermutigt, packt ihn Tobias an den Flossen. Beide zerteilen und essen den Fisch. Auf Raphaels Rat nimmt Tobias Galle, Leber und Herz heraus, da diese sich später als Medizin erweisen werden (die Szene am Ufer wurde gelegentlich auf russischen Ikonen wiedergegeben). Später wird Sara, der ein böser Geist siebenmal den Verlobten getötet hat, mit der Fischleber von allen bösen Geistern befreit, sie wird Verlobte des Tobias; der greise Vater Tobit wiederum wird mit der Fischgalle geheilt.

Auch Sara betete — wie Tobit — um Hilfe (Job 3,10-15). Und der biblische Erzähler fügt hinzu: Das Gebet beider, Tobias‘ und Saras, fand Gehör bei der Majestät des großen Raphael. Er wurde gesandt, um beide zu heilen (Tob 3,16-17). Wegen dieser Heilung nennt der Engel sich „Raphael“ („Gott heilt“) und gilt als der Heiler und Schutzengel unter den Erzengeln. Das apokryphe Buch Henoch 1 setzt ihn unter den vier Nothelfern „über alle Krankheiten und Wunden der Menschen“ ein. Die Beischrift auf einer südrussischen Ikone (um 1800) der Heiligen Heiler bezeichnet ihn als „Arzt der menschlichen Krankheiten“ und erklärt weiter: „Der heilige Erzengel Raphael hat Tobias auf seiner Wanderung vor Unglück bewahrt und seinen blinden Vater geheilt.“ Seine früheste Darstellung findet sich in der Katakombe des Friedhofs von Trassone.

Attribute: Medizinbüchse / Gefäß mit Fischgalle; Kreuz und Stab. Die orthodoxen Festtage Raphaels, der als Schutzpatron der Reisenden, Ärzte und Apotheker gilt, werden am 8. September und 8. November gefeiert, die Katholiken feiern ihn seit 1970 zusammen mit Gabriel und Michael am 29. September. In der Kirche von Mettenheim trägt Raphael das Salbgefäß in der linken Hand und den Wanderstab in der rechten Hand. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Raphael, der himmlische Arzt, in hellblauen Wandergeand alter Zeit gekleidet und hält in der Rechten den jungen Tobias und in der Linken eine Arzneibüchse.



Text II: „Der Glänzende der heilt“, war der ursprünglich in Chaldäa als Labbiel bekannt. Der hebräische Ausdruck Rapha bedeutet Heiler, Doktor oder Chirurg. Als Engel der Heilung wird er oft mit dem Bild der Schlange in Verbindung gebracht. Er ist bekannt als der erste regierende Fürst des zweiten Himmels, Oberster der Klasse der Kräfte, Schutzengel für den Baum des Lebens im garten Eden und nach seinem eigenen Eingeständnis einer der sieben Thronengel. Dies offenbart er dem Tobbias im Buch Tobias.
In diesem Buch reist er in Verkleidung mit Tobbias Sohn, ohne diesen bis zum Ende der Reise wissen zu lassen, wer er ist. Er zeigt Tobbias, der einen großen Fisch gefangen hat, was er mit jedem Teil vom Fisch machen soll, „das Herz, die Galle und die Leber behalte, denn sie sind zur Arznei die Galle ist gut, die Augen damit zu salben, dass sie einen Star vertreiben.“ Er ist erklärtermaßen „einer der vier Nothelfer, die über alle Krankheiten und alle Wunden der Menschenkinder gesetzt sind“ (Henoch* 1) und im Buch Sohar* ist er:
„beauftragt, die Erde zu heilen ... die Erde, die dem Menschen, den er ebenso von all seinen Krankheiten heilt, einen Platz mit allem Nötigen bietet.“ Er heut Abraham von den Schmerzen seiner Beschneidung, die noch im hohen Alter erfolgte, und heilt Jakobs ausgerenkte Hüfte, die er sich zugezogen hatte, als er mit einem Kollegen Raphaels rang.

Obgleich er offiziell zu den Gewalten gehört, heißt es von ihm, er habe die sechs Flügel eines Seraph, gehöre jedoch gleichzeitig zu den Cherubim, den Herrschaften und Gewalten. Es heißt, er sei der kameradschaftlichste, freundlichste und lustigste der ganzen Engelschar; oft wird er fröhlich mit arglosen Sterblichen plaudernd dargestellt. Seine sonnige Art kommt möglicherweise daher, dass er Regent oder Engel der Sonne ist. Neben anderen freundlichen Taten schenkte er Noah ein Medizinbuch, welches das mysteriöse Buch des Engels Raziel gewesen sein könnte. Es heißt, aus diesem Buch habe Noah das Wissen bezogen, das er brauchte, um die Arche zu bauen. Diese Geschichte würde gut zu Raphaels Status als Engel für Wissen und Naturwissenschaften passen.
Merkwürdigerweise aber ist dieser Erzengel auch ein Führer im Scheol, der hebräischen Hölle, oder dem Bauch der Unterwelt, und als Erddämon manifestiert er sich in monströsen Tierformen.



Text III: Im Bereich des grünen Lichtes aus dem Herzen Gottes herrscht Raphael, der Erzengel des wahren Heilseins an Körper, Geist und Seele, der vollkommenen Ordnung im Sinne der kosmischen Gesetzmäßigkeit, der allumfassenden Wahrheit und der Heilung, die durch Umwandlung falscher Denkstrukturen und durch die Erneuerung Lebensfördernder Kräfte in Gang gesetzt wird.
Dabei ist es die vordergründigste Aufgabe Raphaels, des Erzengels der Heilung, sämtliche Denkmuster auf eine Schwingungsebene anzuheben, die der Göttlichen Ordnung und der ihr innewohnenden kosmischen Wahrheit entspricht.
Dazu zählt ganz besonders die Mitmenschlichkeit, die Nächstenliebe und die Art des Miteinander-Umgehens, denn aus diesen Wesenszügen setzt sich das Potential unseres Energiefeldes zusammen und daraus resultiert auch seine mehr oder weniger starke Ausstrahlungskraft und die Resonanz auf unsere körperliche Struktur.
Im grünen Heilstrahl schwingt das Blau der Göttlichen Glaubenskraft, vereint mit dem Gelb der Göttlichen Weisheit in einer ausgewogenen, lebensspendenen Farbsymphonie, die sich im Grün offenbart, in dem Grün, das neues Wachstum und Lebensspendende Nahrung versinnbildlicht, die wir daraus gewinnen.
Das Grün der Vegetation wird durch den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll gebildet, das durch die Photosynthese der Pflanzen unsere Lungen mit dem nötigen Sauerstoff versorgt Im satten Grün ballt sich eine Energie zusammen, die man als die lebenserhaltende Kraft schlechthin bezeichnen kann, denn hier finden sich alle vier Elemente wieder, die sich als die Säulen des Universums darstellen, auf denen die gesamte Schöpfung ruht. Genauer erklärt heißt das, dass sich im Grün das ganze Potential der vier Elemente wieder findet, das sich aus dem Prinzip Feuer, Wasser, Luft und Erde zusammensetzt und das in den Farben Blau, Gelb, Grün und in dem komplementär dazu stehenden Rot schwingt.

Das kann man sehr deutlich nachvollziehen, wenn man eine Farbmischung betrachtet, die aus Blau und Gelb besteht und aus der durch Mischen Grün zum Vorschein kommt. Dieses Grün, im Licht der Sonne betrachtet, hinterlässt eine starke rote Reflexion, wenn man die Augen schließt und das nun erscheinende Nachbild sichtbar wird.
Daraus ist für uns erkennbar, dass das Grün des Lichtes eine allumfassende Qualität in sich trägt, die sich sowohl auf geistige als auch auf körperliche Belange in gleicher Intensität ausdehnen lässt, weil hier eine ausgewogene Mitte zwischen diesen beiden Polen geschaffen wurde, die sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite ihre harmonische Ausgewogenheit vermitteln kann.
Daher bezeichnet sich Erzengel Raphael auch als der „Erzengel der ausgewogenen Mitte“, im Hinblick darauf, dass er sich dafür zur Verfügung gestellt hat, in ein geistig-körperliches Ungleichgewicht einzugreifen und mit der Qualität des grünen Lichtes neue Dimensionen zu schaffen, die einen Neubeginn ermöglichen, der mit frischem Schwung und dem Vertrauen zu den eigenen Kräften in Angriff genommen werden kann.

Daraus leitet sich ab, dass im grünen Strahl des kosmischen Lichtes eine ganz gewaltige aufbauende, erneuernde und umwandelnde Energie am Wirken ist, die uns in allen Lebens-langen als Richtschnur dient, der wir vertrauensvoll folgen können, da sie den Weg bereits voll erschlossen hat und nur darauf hinzielt, dass wir ihn erkennen und zu folgen bereit sind. Vorausgesetzt unser Willen ist dementsprechend ausgerichtet, unserem Ziel gemäß zu handeln.

Im Grün des Lichtes erkennen wir eine sehr gegensätzliche Schwingungsdynamik, die sich aus zwei ganz extremen Wirkungsfeldern zusammensetzt. Diese finden sich im sanguinischen und im melancholischen Temperament, so wie es sich in den beiden Farben Gelb und Blau versinnbildlicht. Das sind zwei Charakterzüge, die sich völlig widersprechen und die deshalb auch keinen gemeinsamen Nenner aufweisen. Im Wesen der Farbe Grün schwingen diese beiden Gegensätze jedoch in einem harmonischen Ganzen, indem sie sich friedlich vereinigt haben und in ihren beiden Extremen miteinander eine ausgewogene Verbindung eingegangen sind.
In dieser starken Gemeinschaft herrscht Ordnung, Friede, Gelassenheit und Solidarität dem anderen Pol gegenüber, der in seiner wesensfremden Art vollkommen respektiert wird. Daraus resultiert eine starke Partnerschaft, die Leben schaffen und erhalten kann, da sie sich mit dem Göttlichen Schöpfungsgedanken vollkommen im Einklang befindet. In diesem Bereich ist es wesentlich, die Charaktermerkmale der beiden zugrunde liegenden Farbschwingungen genauer zu analysieren, um eine Vorstellung davon zu bekommen, welch extreme Gegenkräfte im Grün ihre Manifestation angestrebt haben, um in einer Gemeinschaftlichkeit zu wirken und gezielten Einfluss sowohl auf die alltägliche Lebensbewältigung als auch auf die geistig notwendige Entwicklung auszuüben. Diese liegt im harmonischen Gestalten der Gedanken und Gefühle und in der lebensbejahenden Grundeinstellung, die dafür erforderlich ist, um, mit allem gut versorgt, seine Lebensreise bewältigen zu können und sein Ziel zu erreichen. Im Einsatzbereich des grünen Lichtes finden wir deshalb eine Vielzahl menschlicher Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte und Eigenschaften, die sich auf der einen Seite auf Wohlstand, Erfolg, Glück in der Partnerschaft, Selbstverwirklichung und Fruchtbarkeit beziehen und andererseits auf verletzte Gefühle, Blockaden im Vorwärtskommen, Disharmonien im zwischenmenschlichen Bereich oder auf unerfüllte Dinge, die sich im Inneren aufgestaut haben und die vom Leben keine Beachtung erhalten. Solche Emotionen sind es, die ein Dasein mit Unmut erfüllen und es in eine Ecke stellen, aus der kein Funke Hoffnung kommt. Furchtsamkeit, Unzufriedenheit, Neid und Missgunst sind die Folgen davon, die sich sofort im Geistigen verdichten und ihre Schwingungsfelder immer weiter ausdehnen, um dann schließlich im körperlichen Bereich eine Schwachstelle zu finden, die sich als Ankerplatz für eine Manifestation eignet.

Auf diese Weise verstofflicht sich ein geistiger Prozess, der mit viel Energie erfüllt und mit diesem Kraftreservoir machtvoll genug ist, um das in Gang setzen zu können. Im Bereich des grünen Lichtes ist für uns eine allesdurchdringende, lebenserhaltende und mit Lichtgeschwindigkeit zur Verfügung gestellte Schwingungskapazität vorhanden, der wir uns in dem Wissen um ihre Heilkraft anvertrauen können, wenn wir fühlen, dass in unserem Leben etwas aus dem Tritt geraten ist, das uns beeinträchtigt und die Ordnung stört, der wir verpflichtet sind.
Damit ist der Zeitpunkt gekommen, der uns die deutliche Warnung gibt, auf das „grüne Licht“ zu achten, um die Straße des Lebens gefahrlos überqueren zu können und um auf der gegenüberliegenden Seite ein neues Ufer zu erblicken, das uns Halt bietet, damit wir fortsetzen können, was wir uns einst vorgenommen haben.

Im Betrachten einer Lebensstrecke, die einen mit unerklärlichen Details konfrontiert, liegt auch eine ganz große Bedeutung in der Form, dass man sich gezielt und konzentriert darum bemühen kann, dieses Thema abzuklären und in den Griff zu bekommen, damit es einer Bereinigung zugeführt werden kann.
Eine erkannte Aufgabe ist eine, die bereits halb gelöst ist, das ist eine Tatsache, und aus diesem Aspekt heraus ist es für uns sehr förderlich, wenn wir in solchen Situationen ein wenig innehalten und darüber nachdenken, welche Bedeutung dahinter stehen könnte, dass das Leben Anforderungen stellt, denen man bisher noch nicht begegnet ist. In dieser Form der bewussten Analyse eines Weges liegt ein beträchtlicher Vorsprung, den man damit gewinnen kann, wenn man sie gleich im Anfangsstadium vornimmt und dem Geschehen auf diese Weise rechtzeitig Beachtung schenkt.

Es ist oftmals ein großes Handicap, das man sich schafft, wenn man etwas, das einem bedenklich und unangenehm erscheint, einfach beiseite schiebt und davor wegschaut, in der Hoffnung, es auf diese Weise nicht mehr sehen zu müssen. Dadurch baut sich mit der Zeit eine immer höher werdende Barriere auf, die eines Tages mit bestem Willen nicht mehr zu übersehen ist, weil sie eine massive Blockierung im Lebensgefüge darstellt. Dann ist die Zeit der Umkehr schon sehr weit überschritten, und es ist deshalb um ein Vielfaches schwerer geworden, als es im Anfangsstadium der Fall gewesen wäre. Deshalb sollten wir uns stets sehr deutlich vor Augen führen, dass es sich um eine hilfreiche Frühwarnung handelt, wenn in uns Gefühle aufsteigen, die auf eine Beeinträchtigung und Einschränkung unseres Daseins hinweisen und mit denen man sich nicht einverstanden erklären kann, weil sie die Lebensfreude schmälern und deshalb auch nicht gottgewollt sind.
Hier stehen wir wieder vor einem allgemein bekannten Problem, das das Dasein vieler Menschen erschwert und das deshalb so weit verbreitet ist, weil viele der Meinung sind, eine Selbstbeschränkung in Kauf nehmen zu müssen, um als kooperativ, tolerant oder als umgänglich zu erscheinen.

Hierbei handelt es sich jedoch nur um eine gewisse Art von Opportunismus und nicht um die Ausübung der Göttlichen Tugend der Nächstenliebe, wie das vielfach fälschlich ausgelegt wird. Dahinter steht vielmehr ein beeinträchtigtes Selbstwertgefühl, das sich zu Kompromissen bereit erklärt und die Persönlichkeitsentfaltung dadurch noch mehr blockiert. Hier erhalten wir einen ganz wesentlichen Hinweis, der in den Bereich des grünen Lichtes fällt und der als deutlicher Aufruf zu verstehen ist, sein Leben niemals und von niemandem in irgendeiner Art beschneiden zu lassen, nur um dadurch Ruhe und Frieden zu gewinnen, weil das immer nur ein „Scheinfrieden“ sein wird, der keinen Wert für die Weiterentwicklung der Seele aufzuweisen hat.

In der Hierarchie des grünen Strahls liegt der Schlüssel zu unserer persönlichen Freiheit, und dort finden wir auch die Kraft und den Auftrieb, danach zu streben, als freie, individuelle und damit einmalige Persönlichkeit im Gefüge der Göttlichen Schöpfung unseren Platz einzunehmen und zu behaupten, so wie es unserer Höheren Führung entspricht, die sich mit Hilfe unserer inneren Stimme des Herzens sehr deutlich Gehör verschaffen kann.
Doch auch in diesem Punkt scheiden sich wiederum die Geister und spalten sich in zwei Lager. Auf der einen Seite die Vertrauensvollen, die ihrer Inspiration folgen und ihren Intuitionen gemäß handeln und auf der anderen Seite die kühlen Denker und Realisten, die sich auf ihren analytischen Verstand berufen und sich auf vage Vermutungen, wie sie es bezeichnen, gar nicht erst einlassen wollen.
Dennoch ist es Tatsache, dass solche Menschen, die den Mut haben, sich ihrer inneren Führung anzuvertrauen und dieser zu folgen, diejenigen sind, die der Welt große Taten, Erfindungen oder sonstige bemerkenswerte Errungenschaften schenken, da sie in ihrem Denken mit dem Großen, Ganzen in Verbindung stehen und nicht nur mit ihrem beschränktem Wissen, das sie sich irdisch erwerben konnten.

Bedeutungsvolle Werke, die ihre Urheber noch lange überleben, sind nicht mehr und nicht weniger als die inspirative Erleuchtung eines Geistes, der sich in der Materie befindet und der sein Gedankengut hier auf Erden manifestiert hat.
Bei einem solchen Schöpfungsakt sind stets unzählig viele Lichtwesen, Engelscharen und aufgestiegene Seelen zugegen, die sich im geistigen Bereich darum bemühen, diese kraftvollen Energieformationen spirituell zu unterstützen und mit Lichtqualität aufzuladen, damit sie ihrer Eigenschwingung gemäß zu dem heranwachsen können, was ihrer geistigen Ursprünglichkeit entspricht.
Angenommen, ein Mensch trägt sich mit dem Gedanken, eine Situation entscheidend verbessern zu wollen und beginnt darüber nachzudenken, wie das am besten zu bewerkstelligen wäre. Viel erlerntes Wissen steht ihm dabei zur Verfügung, doch der geniale Einfall, der ihm aus seiner intuitiven Wahrnehmung plötzlich zufällt, der ist es letztlich, der diesem Bestreben zum Durchbruch verhilft, da es erst dadurch möglich geworden ist, Bedingungen zu schaffen, die den Erfolg ausmachen.

Alle große Erfindungen sind auf diese Weise geboren worden und tragen ein geistiges Potential in sich, das aus dem bloßen, analytischen Verstehen heraus nicht zu erreichen gewesen wäre. In jedem Menschen liegt der „geniale Funken“, der sich als das „Innere Licht“ bezeichnen lässt, das er mit seiner Gottgegenwart — ICH BIN — verkörpert.
Mit diesem Bewusstsein ist es besser zu begreifen, dass es in uns liegt, was wir aus unserem Leben machen und welche Werte wir ihm verleihen, denn ein jeder von uns ist mit dem Göttlichen Funken beseelt und deshalb ein Mitschöpfer Gottes in einem Universum, das sich als globale Einheit präsentiert und in dem wir ein Teil des Ganzen sind — ein Mikrokosmos im Makrokosmos.
Dahinter finden wir jedoch auch die Erklärung für unser Dasein, und wir erkennen darin ebenfalls die enorme Wichtigkeit unseres Lebens und seine Bedeutung für die Ganzheit der Schöpfung, die sich dazwischenschaltet, um unseren Weg zurück zur Einheit zu gewährleisten. Im Verstehen dieses universellen Planes liegt ein kraftvolles Hilfspotential, das sich all jenen anbietet, die in sich den Wunsch verspüren, Einblick in die großen Geheimnisse des Lebens zu erhalten, um damit besser gerüstet zu sein für den Weg zurück zum LICHT.

In der Einstellung, die wir zu unserem Leben haben, liegt der Schlüssel zum Erfolg, dieses auch bestmöglich erfüllen zu können, denn hier findet sich die Grundsubstanz, die sich dafür zur Verfügung stellt, ein Dasein mit allen Möglichkeiten ausschöpfen und zufrieden stellend erfüllen zu können. Aus diesen Worten schwingt Hoffnung — und die ist auch im großen Umfang darin enthalten, weil wir uns nun ganz klar vorstellen können, was es bedeutet, mit eigenen Mitteln und Fähigkeiten einen Weg zu beschreiten, der sich als Erfolg versprechend, zielführend und dem Wunsch der Seele gemäß darstellt.

Es ist unser höchstes Gut, das wir vom Schöpfer erhalten haben und das uns dazu befähigt, in eigenständiger Weise alles bewältigen zu können, was bewältigt werden muss, um zufrieden und glücklich sein zu können. Es liegt also an unserer ganz persönlichen Einstellung, die wir unserem Dasein gegenüber haben, was wir zu vollbringen imstande sind und welche Erfolge damit ermöglicht werden. Dieser Faktor ist ganz entscheidend, wenn wir nun daran gehen wollen, unsere Persönlichkeit zu analysieren und unsere körperlichen Belange unter die Lupe zu nehmen, um daraus Schlüsse ziehen zu können, welche unmittelbare Resonanz zwischen dem geistigen und dem körperlichen Bereich besteht.

In erster Linie geht es dabei darum, die eigenen Wesenszüge einmal genau zu betrachten und einer Bewertung zu unterziehen, um sie dann im Körper wieder zu finden und zu begreifen. Es gibt nämlich einen ganz unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen eines Menschen und seinem körperlichen Zustand, der stets genau das widerspiegelt, was er aus dem Geistigen heraus signalisiert bekommt.
Hier wirken also immer zwei Faktoren zusammen, wenn es zu einer Krankheitsauslösenden Ursache kommt, die im grobstofflichen Bereich zum Ausdruck gebracht wird. Dazu kommt die geistige Kraft, die sich als Kardinalpunkt darstellt, wenn es darum geht, geistige Auslöser zu setzen — sei es in die eine, oder in die andere Richtung.
Das heißt, dass unser formender, bildender Geist mit seiner Visualisierungskraft den Auslöser betätigt und die Triebfeder in Gang setzt, die damit wirksam zu werden beginnt und sich dann in Schwingungsrotationen begibt, die einem spiralförmigen Kreisen vergleichbar sind. Dieses schraubt sich nun, bildlich gesprochen, hinauf oder hinab, um sich entweder im spirituellen oder im materiellen Bereich zu manifestieren.

Im Geistigen verankerte, spiralförmige Energieformationen bewirken eine Energieanhebung in höhere Dimensionen und damit gleichzeitig auch eine Echoauslösende Information, die sich mit Lichtgeschwindigkeit im feinstofflichen Bereich ausbreitet und ihre Leuchtkraft weitergibt, um diese so immer stärker und umfassender werden zu lassen.
Man könnte das mit einem Feuerwerk vergleichen, das sich über einem Sternenbesäten Himmel ausdehnt, mit seinem Leuchten die Lichtkapazität der Gestirne erreicht und von diesen durchglüht immer mehr an Intensität zunimmt. Der stattfindende Energieaustausch verdichtet sich zusehends, indem er sich mit weiteren Kraftfeldern verbindet, die sich diesem Geschehen auf ihre Art ebenfalls mitteilen wollen. Das ist ein sehr vereinfacht dargestellter Vergleich, um ein Bild davon zu gewinnen, was mit den Lichtenergien geschieht, die sich mit kraftvollen, spiralförmigen Schwingungen nach oben hin ausdehnen. Sie stoßen dabei auf eine unermesslich große Resonanz und treten mit all den Energieformationen in engen Kontakt, die sich ihrerseits zum Licht emporgeschwungen haben, um dort ihr geistiges Echo zu finden.

Im Gegensatz dazu sinken solche Visualisierungen, die sich mit destruktiven Energien erfüllt sehen, im freien Fall zur irdischen Ebene, um sich dort niederzulassen und auszudrücken. Das verdeutlicht sich in Form falscher Reaktionen, heftiger Gefühlsausbrüche, körperlichen Unbehagens oder von Schmerzzuständen, die sich in einem Körperteil Ausdruck verschafft haben, der im weiteren Sinn Rückschlüsse darauf zulässt, was der eigentliche Kern der ursprünglichen Gedankenformationen gewesen ist.

„Körpersprache“ nennen wir dieses Phänomen und verstehen darunter Symptome, die sich auf geistige Ursachen zurückführen lassen, wie zum Beispiel Verdauungsstörungen und ihr deutlicher Hinweis, etwas geistig Unverdauliches nicht loslassen zu können, weil man sich außerstande sieht, es körperlich zu verarbeiten. Eine Diskrepanz zwischen Begreifen, Verdauen- und Loslassen-Können führt zu körperlichen Unannehmlichkeiten, die sich genau dort verdeutlichen, wo die körperliche Entsprechung liegt und den Gegenpol zur geistigen Ausgangsposition bildet Daran erkennen wir eine unmittelbare Verbindung zwischen Ursache und Wirkung von geistigem Gedankengut und unserem Körper, der uns als „irdisches Gewand“ dient und gleichzeitig auch als Gradmesser unserer geistigen Entwicklung, unseres Fortschritts und unserer Fähigkeit zur Aufarbeitung unseres Gedankenguts, um damit eine Regeneration in Gang zu setzen und wahres Heilsein zurückzuerlangen.

Ein verdichteter, Krankheitsauslösender Zustand ist stets auf die gleiche Weise zu bereinigen und auszugleichen, wie er geschaffen wurde: durch die Kraft der Gedanken und durch positive Energieformationen, die mit ihrer spiralförmigen Lichtkraft in geistige Gefilde hinaufreichen, um dort eine Bereinigung und Auflösung all dessen vornehmen zu können, was im Irdischen als Krankheit, Not, Leid oder Entbehrung angehäuft wurde. Es sind stets die spirituellen Kräfte, die eine Umwandlung bewirken können und die dazu in der Lage sind, mit Lichtgeschwindigkeit Zustände zu verändern, die sich aus dunklen Geistessubstanzen heraus geformt und verselbständigt haben.
Licht ist eine allesdurchdringende, reinigende und umwandelnde Kraft, die im Schöpfungsritual an die erste Stelle gesetzt wurde, um mit dieser Urenergie alle anderen Lebenskräfte zu formen und zu manifestieren.

Unser Schöpfer hat das LICHT an den obersten Platz gestellt, um damit alle anderen Schöpfungswerke zu krönen und ER hat dem LICHT damit die allesdurchdringende, Lebenserfüllende Macht verliehen, die es nach wie vor ungebrochen und uneingeschränkt zur Verfügung hat, um alle Zustände, die danach verlangen, mit einer Substanz zu erfüllen, die auflösend und veredelnd wirkt und die die Kraft hat, die Dunkelheit zu durchdringen und mit LICHT zu durchfluten.
„Wunderheilungen“ sind nichts anderes als vergeistigte Lichtkräfte, die mit dem körperlichen Geschehen in Resonanz getreten sind und auf diese Weise eine vollkommene Bereinigung in der Materie ausgelöst haben.
Das heißt für uns ganz klar und deutlich, dass jegliche Art von Heilung auf körperlicher Ebene nur dann in vollkommener Art und Weise erlangt werden kann, wenn im geistigen Bereich die Lichtfrequenz in Gang gesetzt werden konnte, die sich als auflösende, bereinigende Energie stark genug erweist, um dieses bewerkstelligen zu können. Jede andere Art von Heilung, die im grobstofflichen Bereich auf andere Weise vorgenommen wird, vollzieht sich auf Kosten einer Symptomverschiebung auf andere Körpergebiete und ist deshalb auch nicht von bleibendem Wert, so wie es bei einer spirituell ausgelösten Heilung der Fall ist.
In dieser Erkenntnis liegt für uns das große Vorrecht, das wir über unser körperlich-geistiges Befinden haben, das wir auf unsere ganz persönliche Weise mit Lichtkraft aufladen und vergeistigen können, um damit vollkommenes Heilsein zu erlangen und beizubehalten.

Es liegt an unserer eigenen Schöpferkraft und an der spirituellen Kapazität unserer Gedankenformationen, in welche Richtung wir unsere Energiespirale drehen und wohin wir unseren Blick lenken, wenn wir uns in geistigen Turbulenzen befangen sehen, die einer Klärung bedürfen — nach oben zum Licht und zu den Göttlichen Tugenden der Liebe, Güte und Barmherzigkeit oder nach unten, zur Dunkelheit, wo Rache und Vergeltung zu Hause sind und wo das LICHT nicht zu finden ist.

Im Licht ist alles klar, hell und durchflutet von Energien, die Leben ausdrücken, und deshalb ist es für uns von ganz großer Bedeutung, diese Macht des Lichtes für unsere Belange einzusetzen, um damit Klarheit, Wahrheit, Ausgeglichenheit sowie vollkommenes Heilsein an Körper, Geist und Seele zu erlangen.
Erzengel Raphael ist der große Heiler im Bereich des grünen Lichtes, das die gesamte Palette abdeckt, die mit unserer Lebensbewältigung und mit der Erfüllung unserer Lebensaufgabe in Zusammenhang steht. Deshalb haben wir in ihm einen mächtigen Helfer, wenn es darum geht, Ordnung und Harmonie in unser Leben zurückzubringen und neue Lebensimpulse zu erhalten, um damit etwas in Angriff zu nehmen, was die eigenen Kräfte übersteigt, was jedoch ein großes Anliegen darstellt und deshalb bewältigt werden möchte.

Oftmals hat es den Anschein, als würde sich ein gewaltiges Hindernis vor einem aufbauen und alle Wünsche zunichte machen, die man sich ersehnt hat, weshalb man den Mut immer mehr sinken lässt und schließlich aufgibt. Das bedeutet jedoch, seinen Kräften nicht zu vertrauen und im Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeiten das Handtuch zu werfen. Hier veranschaulicht sich ein allgemein übliches Vorgehen, das sich mitunter buchstäblich im letzten Moment abspielt, gerade vor einer Wegbiegung, die den Blick auf das Heißersehnte Ziel endlich freigegeben hätte.
In solchen Situationen ist das Licht vergessen worden, das die Kraft zum Durchhalten überreichlich geboten hätte, wäre man rechtzeitig an diese Quelle herangetreten und hätte sich der Lichtenergien bedient, die für uns alle bereit sind. Es liegt jedoch stets ganz allein an uns selbst, diese zur Verfügung stehende kosmische Hilfe bewusst in unsere Angelegenheiten einfließen zu lassen, um damit das Kapital zu verstärken, das uns dabei unterstützt, all das in Erfüllung bringen zu können, was unserem Bestreben entspricht und was wir vollziehen möchten, um unser Dasein zu bereichern und auf den Platz emporzuheben, den wir uns dafür gewählt haben.
In diesem Hinweis liegt ganz deutlich die Aufforderung zur Tat — und diese ist es, die wir jetzt genauer betrachten wollen, um daraus unsere Schlüsse zu ziehen und eine gezielte Anweisung in Händen zu haben, die uns das ermöglicht, was wir hier als „die Tat“ bezeichnen.
Dazu ist es in erster Linie erforderlich, sich ganz klar und deutlich bewusst zu machen, welche Dinge es sind, die einem zur notwendigen Durchsetzung eines Wunsches verhelfen können oder welchen Plan man als notwendig erachtet, um seinem Ziel näher zu kommen und welche Schritte dafür unternommen werden müssen, um mit eigenen Kräften und Möglichkeiten dieses bestmöglich zu erreichen.

Sehr förderlich ist auch eine detaillierte Aufstellung der einzelnen Stationen, die einem vor Augen schweben, um so die Richtung besser überschauen zu können, in die man gelangen möchte. Es gehört jedoch auch das kreative Vorstellungsvermögen dazu, das sich als lebhaftes, buntes Bild einfügt und das sich ganz deutlich abzeichnet, wenn man den „richtigen Film“ eingelegt hat.
Dieser ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass sich vor unserem geistigen Auge etwas abspielen kann, was wir zu sehen gewillt sind. Deshalb ist dieser „richtige Film“ mit dem freien Willen gleichzusetzen sowie mit den Gedanken und Gefühlen, die dabei von ganz entscheidender Bedeutung sind. Nur wirklich anfeuernde, zur Begeisterung hinreißende und aufmunternde, geistige Impulse sind nämlich erst dazu in der Lage, zu einer inneren Einstellung zu verhelfen, die Kraft genug besitzt, Hürden und Umwege in Kauf nehmen zu können, ohne daran zu scheitern und vorzeitig einen Wunsch auf zugeben, der dann eben doch nicht kraftvoll genug gewesen ist, um sich manifestieren zu können.

Hier zählt nur die Macht des Geistes, die sich zu wahrer Meisterschaft emporschwingt, um so eine Realisierung einzuleiten, die sich schließlich auch tatsächlich einstellt und sichtbar wird. Doch hier scheitern viele deshalb, weil sie sich nicht stark genug vorstellen können, was es für sie bedeuten würde, ihrem Wunsch gemäß eine Verwirklichung zu erleben, die positive Veränderungen, neue Chancen, vollkommene Gesundheit, Freude und Wohlergehen mit sich bringt.
Vielfach ist es auch so, dass man sich einfach nicht begreiflich macht, welche enorme Macht man mit einem geistigen Schöpfungsakt in Händen hat. Darin verdeutlicht sich jedoch ein ungenügend vorhandenes Selbstwertgefühl, weshalb man es sich gar nicht erst gestattet, in Höhen hinaufzublicken, die einem unerreichbar scheinen, weil man sich dafür nicht wertvoll genug fühlt.
Minderwertigkeitskomplexe sind ein großes Manko, das sich nur in einem Wesen deutlich machen kann, das dem LICHT keinen Respekt zollt, weshalb es auch nicht der Kräfte habhaft werden kann, die sich dahinter verbergen. Diese drängen sich jedoch niemals auf, sondern sie stellen sich zur Verfügung, um in Anspruch genommen zu werden und um in einem Menschen, der sich bewusst danach ausrichtet, eine Mauer zu durchdringen, die sich als Hindernis oder als Nebelwand vor ihm aufgebaut hat, die Sicht raubt und ihm damit den klaren Durchblick verwehrt, was zu Unsicherheit und Verwirrung führt. In solchen Lebensphasen steht dem Wissenden jedoch das LICHT in seiner ganzen Fülle zur Verfügung, und er hat damit ein kraftvolles Werkzeug, das ihm hilft, alles bewältigen zu können was notwendig ist, um dem Leben zu mehr Substanz, Freude und Zufriedenheit zu verhelfen.

Erzengel Raphael hält das grüne Licht in seinen Händen und reicht es liebevoll demjenigen, der sich danach sehnt, in seinem Leben eine Realisierung vornehmen zu können, die zu einem vollkommenen Erfolg für seine unsterbliche Seele werden soll.
Das Licht im Wesen eines Menschen erstrahlt stets dann am wundervollsten und stärksten, wenn er sich dazu bereit erklärt, im vollen Wissen um seine eigene Schöpferkraft eine Tat zu setzen, die im Sinne seiner Seele ein weiterer Schritt zum Ziel bedeutet, die ihn dazu befähigt, immer höher hinaufzugelangen in die Sphären, in denen keine Beschränkungen oder Hindernisse vorhanden sind, da sich dort das LICHT befindet, weshalb sich hier Klarheit, Ruhe, Frieden, Ordnung und vollkommene Harmonie ausgebreitet haben.



Text IV:

Herz und Leber sind Sitz der Gefühle und der Liebe. Die Liebe muss verwandelt werden, damit sie zu heilen vermag; denn es gibt auch eine Besitzergreifende Liebe, eine tödliche Liebe ... Der Dämon, der das Mädchen zur Ehe unfähig macht, kann der Vater sein, von dem sie so besetzt ist, dass sie sich auf keinen andern Mann wirklich einlassen kann. Es kann aber auch die Angst vor der Sexualität sein, die mordet, wenn ein Mann sexuellen Kontakt mit ihr haben möchte. Rafael heilt die junge Frau, indem er dem Tobias einen Weg zeigt, wie er sich ihr nahen soll. Und er ermöglicht durch seine Heilung das Liebesglück der beiden.

Ein zweites Mal greift Rafael heilend ein. Bei seiner Rückkehr heilt er Tobit von seiner Blindheit. Er befiehlt Tobias, seinem Vater die Galle des Fisches auf die Augen zu streichen. <>Sie wird zwar brennen, aber wenn er sich die Augen reibt, wird er die weißen Flecken wegwischen und wird dich wieder sehen können.“ (Tob 11,8) Die Galle ist ein Bild für Aggressionen. In dieser Geschichte wird gezeigt: Durch Aggression muss der Sohn sich vom Vater abgrenzen. Er muss aus der Symbiose heraus. Sonst bleibt der Vater blind. Nur wenn der Sohn zu sich selbst findet und sich vom Vater in gesunder Weise distanziert, kommt der Vater auch zu sich. Er muss die schmerzende Galle auf seine Augen spritzen, damit der Vater die Augen öffnen und den Sohn so sehen kann, wie er wirklich ist. Tobits Blindheit hat sicher auch mit seiner engen Spiritualität zu tun. Tobit ist gesetzestreu. Aber er merkt gar nicht, wie sich sein Leben vor lauter Gesetzen, die er peinlich genau erfüllen möchte, immer mehr verdunkelt.

Das wird besonders deutlich in einer Szene, in der Tobit seine Frau zu Unrecht des Diebstahls verdächtigt. Woraufhin sie ihm antwortet: „Wo sind jetzt deine Almosen und deine Mildtätigkeit? Siehe, wie es mit dir steht, das liegt nun klar zutage!“ (Tob 2,11-14)
Wenn mir die Gesetze wichtiger sind als das Leben, richte ich meine Aggressionen gegen mich. Indem Tobias seinem Vater die brennende Galle auf die Augen streicht, kommt Tobit mit seiner eigenen Aggression auf positive Weise in Berührung. Und so verliert seine Frömmigkeit das Aggressive. Voller Freude fällt der Vater seinem Sohn um den Hals und sagt unter Tränen: <>Sei gepriesen, Gott, gepriesen sei dein heiliger Name in Ewigkeit. Gepriesen seien all deine heiligen Engel. Du hast mich gezüchtigt und hast wieder Erbarmen mit mir gehabt. Denn ich darf meinen Sohn Tobias wieder sehen.“ (Tob 11,14)

Raphael ist somit nicht nur der Engel, der Wunden heilt, wie die Besessenheit der Sara und die Blindheit des Tobit, sondern auch der Engel, der heilsame Beziehungen ermöglicht.

Im Neuen Testament begegnet uns Raphael zwar nicht namentlich, aber seine Funktion wird vielfältig sichtbar. So lesen wir zum Beispiel in Johannes 5, 3b-4: „Ein Engel stieg zur bestimmten Zeit in den Teich hinab. Dabei brachte er das Wasser zum Aufwallen. Wer dann als Erster nach dem Aufwallen des Wassers in den Teich Hineinstieg, wurde gesund, an welcher Krankheit er auch litt.“ Wo „Gott heilt“ (Rapha—El = Gott heilt), da ist Raphael! Dem Erzengel Raphael, der im Buch Tobit auf der Erde wandert (vgl. folgende Seite) und dem die Heilung unseres irdischen Leibes am Herzen liegt, ist das Element Erde zugeordnet.